Was hat Handball mit Zugvögeln und Musik zu tun ?
Die Geschichte hinter der Zugvogelmusik ist auch die zweier alter Handballkameraden aus Cloppenburg: Jochen Kühling, inzwischen Besitzer eines Plattenlabels in Berlin und Südengland (Run United Music, siehe unten), und Peter Südbeck, inzwischen Leiter des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer. Bei einem gemeinsamen Treffen vor ein paar Jahren erzählte jeder, was er so macht, und eine Parallele war schnell gefunden. Jochen organisiert schon seit mehreren Jahren das Erfolgsprojekt Heimatlieder aus Deutschland, in dem Musik auf die Bühne kommt, die viele Menschen hierzulande kaum kennen, weil sie oft nur im stillen Kämmerlein oder auf kleinen Bühnen gespielt wird. Peter berichtete beim Treffen der Freunde aus dem Alltag im Niedersächsischen Wattenmeer, wo er auch mit Zugvögeln zu tun hat und unter anderem die Zugvogeltage verantwortet, die jedes Jahr im Herbst auf das besondere Naturspektakel in der Region aufmerksam macht, wenn Tausende von Zugvögeln aufbrechen in ihre Brut-, Rast- und Überwinterungsgebiete. Die Idee war geboren, etwas gemeinsam zu machen, weil die Themen sich so gut verbinden lassen. Und da war sie, die Zugvogelmusik.

Peter Südbeck, Leiter des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer (links) und Jochen Kühling, Run United Music (Fotos: Melanie Stegemann)
Die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer
Weit, platt und sehr lebendig: Gelegen zwischen Land und Meer, umweht von einer steifen Brise, geprägt von Ebbe und Flut und ständigem Wandel – das ist das Wattenmeer. Als eine der letzten großflächigen Naturlandschaften Mitteleuropas mit ihren urwüchsigen Lebensräumen für etwa 10.000 Tier- und Pflanzenarten wird es in Niedersachsen seit 1986 als Nationalpark geschützt. Hier gilt: „Natur Natur sein lassen“. Der weltweit einzigartige Charakter dieses Großschutzgebiets wurde durch die im Jahr 2009 erfolgte Anerkennung des gesamten Wattenmeeres als UNESCO-Weltnaturerbe noch mehr herausgestellt. Hier können Menschen hautnah die Schönheit und Dynamik dieses besonderen Ökosystems erleben, es verstehen und schätzen lernen. Erholungssuchende finden in der ursprünglichen Natur Ruhe und Entspannung. Interessante Veranstaltungen und Ausstellungen der Nationalpark-Häuser und Weltnaturerbe-Besucherzentren erklären den Naturraum und schärfen das Auge für Details. Die Zugvogeltage im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer im Herbst begeistern eine steigende Zahl von Besucher*innen für die Vogelwelt der Nordseeküste. Direkt im Gebiet informieren die Nationalpark-Rangers über die Natur, pflegen und schützen sie. Unter dem Schirm des Nationalparks wird sichergestellt, dass auch zukünftige Generationen diesen vom ewigen Wechsel der Gezeiten bestimmten Lebensraum mit seiner vielseitigen Tier- und Pflanzenwelt erleben können.

Für den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer ist die Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven die zuständige Behörde. Sie ist dem niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz nachgeordnet. Sie setzt das Nationalparkgesetz um, koordiniert Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen, führt eine intensive Öffentlichkeitsarbeit durch und stimmt Forschungsfragen im Nationalpark ab. Dafür steht sie auch im Austausch mit internationalen Partnern. So wird zum Beispiel entlang des Ostatlantischen Zugwegs die Wadden Sea Flyway Initiative gepflegt, die sich für den Schutz und die Vernetzung der Rastgebiete von Zugvögeln einsetzt. Denn Zugvögel kennen keine Grenzen und keine Reisepässe, sie sind Weltenbummler. Die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer ist Veranstalter des Konzerts Zugvogelmusik.
Run United Music
Das Label Run United Music kennt sich aus, wenn es darum geht, unterschiedlichste Musiknischen zu ergründen, zugängig und auch verständlich zu machen, die gefundene Musik aufzunehmen oder sie auf die Bühne zu bringen, an welchem Ort und in welcher Größenordnung auch immer. Das Label sitzt in Berlin und Südengland, lebt mit und von Vielfalt und arbeitet schon seit Jahren mit allen möglichen Zugvögeln zusammen: Mit Künstler*innen, die einen sogenannten Migrationshintergrund haben. Meilenstein war 2013 das von Migrationsforscher und Buchautor Mark Terkessidis und von Jochen Kühling (Run United) gegründete Projekt Heimatlieder aus Deutschland. Es gehört heute zu den erfolgreichsten und nachhaltigsten vom Hauptstadtkulturfonds geförderten Kunstprojekten. Im fünften Jahr seines Bestehens und nach frenetisch gefeierten Auftritten mit Standing Ovations in der Dresdner Semperoper, der Komischen Oper Berlin oder dem Thalia Theater Hamburg hat sich dieses Projekt weiterentwickelt (Chronik hier) und bekommt längst kreative Nachfolger: Mit den Heimatlieder-Allstars gibt es inzwischen ein Ensemble, dass kleine Bühnen bespielt, wie etwa 2014 vor den deutschen Botschaftern im Rohbau des Berliner Humboldtforums oder auf dem Neujahrsempfang der Robert-Bosch Stiftung. Auf erweiterten CD-Produktionen mixten namhafte nationale und internationale DJs und Künstler der elektronischen Avantgarde der elektronischen Musik (Eric D. Clark, Ulrich Schnauss oder Symbiz Sound) den originalen Sound der Heimatlieder aus Deutschland-Studioaufnahmen. Die Berliner Musikpionierin Gudrun Gut nahm von einem Album eine komplette Remixplatte auf, die Vogelmixe heißt. Eigens für ein zweitägiges Festival entwickelten Mark Terkessidis und Run United zusammen mit dem Berliner Hebbel am Ufer (HAU) das Musikprojekt Ein Traum von Weltmusik und brachte hier unter anderem die Folklore-Musiker aus dem Heimatlieder-Ensemble mit ihren traditionellen Instrumenten zusammen mit Kompositionen von Karlheinz Stockhausen, Peter Michael Hamel, Simeon ten Holt und den expressionistisch klassischen Werken von Grete von Zieritz. Aktuell entsteht aus diesem Projekt heraus das Avantgarde-Projekt Minimal Utopia.
Nun also Zugvogelmusik, was uns ein großes Anliegen ist. Nicht nur, dass alle unsere Künstler Zugvögel sind, so wie wir letztendlich auch. Und auch nicht nur, weil wir mit unserem norddeutschen Migrationshintergrund immer schon große Fans des Wattenmeers waren und sind. Uns geht es auch darum zu zeigen, dass und wie wir von Vielfalt profitieren, wie wertvoll die durch Migration entstehende kulturelle Vielfalt für uns und unseren Kulturraum sein kann und wie inspirierend es ist, sich mit diesen eingewanderten und verfügbaren kulturellen Ideen auseinanderzusetzen. Mehr Informationen über die Musik, die Projekte, über alle Künstler, die Platten, viele Fotos, Videos und natürlich Konzert-Termine gibt es auf auf der Website von Heimatlieder aus Deutschland.
Leana & Hartwin (Estland)
Die beiden Esten sind auch für uns eine Überraschung, denn sie sind zum ersten Mal mit dabei. Das gesamte Ensemble probt ja nicht als solches, sondern jede Band, jeder Künstler für sich, in seinem Land, in seiner Stadt, und erst beim Soundcheck sehen alle Musiker und Musikerinnen, was da nachher auf der Bühne passieren wird, getreu unserem Motto: Kein Konzert ist wie das andere. Leana & Hartwin passen musikalisch hervorragend ins Line up, weil sie zwischen den besonders lebhaften Auftritten einen ruhigen und romantischen Kontrapunkt setzen, zum Luft holen, Träumen, Schwingen. Ihre Musik ist von estnischer Natur geprägter Folk, ihre Texte beschäftigen sich mit dem Kommen und Gehen und immer wieder mit der Schönheit der Natur auf der Insel Saare in der Ostsee. Und genau da kennt sich die Trauerente auch ganz gut aus. Vielleicht weil ihr die Stimmung des estnischen Folks so sehr entgegen kommt.
Wakassa (Kongo)
Bei der gefeierten Zugvogelmusik-Premiere 2017 waren die 7 Musiker aus dem Kongo schon einmal dabei und rissen das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin. So wie die afrikanischen Standtrommeln von Wakassa erst noch hinter der Bühne mit dem Heizlüfter auf Temperatur und damit auf die richtige Tonhöhe gebracht wurden, musste auch das Publikum erst einmal ein bisschen warm werden mit der adhoc-Dynamik auf der Bühne. Doch dann gab es kein Halten mehr, und die angeblich so stocksteifen Norddeutschen drehten begeistert durch angesichts der polyrhythmischen Performance. Mit 5 Musikern und 2 Tänzern gehört die Kombo zu den großen unseres diesjährigen Ensembles, die vor allem über den Tanz in den Bann zieht. Alleine Gervais Tomadiatunga sorgt mit seiner Vogeldarstellung nachweislich für paralysierte Atemlosigkeit. Bei Wakassa ist also richtig was los, weshalb sich die Küstenseeschwalbe, die selbst ja sehr lebhaft ist, vielleicht so sehr für diese Musik begeistert. Zugvögel sind die Wakassa-Jungs allemal. Sie leben in der Nähe von Ravensburg, Caen, Clermont-Ferrand, Nantes und Montpellier.
Robert Lee Fardoe (Wales)
Wales hat etwas Romantisch-Verwegenes. Ritter, wilde Küsten, Burgen, Feuer spuckende Drachen. Aus dieser manchmal zuweilen unwirklich schönen Gegend kommt Robert Lee Fardoe, den ihr schon bei der Zugvogelmusik 2018 erleben konntet. Der Sohn einer englischen Mutter und eines walisischen Vaters (hello, Jenny and Enyr!) ist in einem kleinen Dorf in Wales aufgewachsen, abends ging es von dort mit dem Bus oder mit Freunden aber immer mit der Gitarre nach Chester in England. In die Pubs und auf die Straße. Es folgte ein amtliches Musikstudium an der Roehampton University London. Dann ging es schnurstracks weiter nach Berlin. Hier lebt er seit 2006 als überzeugter Open Mic Host und als Straßenmusiker, mittendrin, immer wieder, zu jeder Zeit. Robert inhaliert das Publikum, die Bühne, die Energie, und dann werdet ihr, werden wir alle was erleben. Freut euch auf energiegeladene englische und walisische Lieder: traditionelle Folklore plus Eigenkompositionen aus einem riesigen, beeindruckenden Oeuvre. Was exactly wir diesmal hören, ist bis jetzt top secret, aber one thing is for sure: es kann alles sein – ruhig-romantisch, wild-schmissig, und in jedem Fall verwegen. Der Große Brachvogel hat ihn sich ausgesucht, weil Wales und der Süden Englands auf seiner Flugroute von Nordeuropa bis an die Westküste Afrikas fast mittig liegen, und die Musik von dort ist voll seins. (Fotos: Ken Billington (wikicommons), Melanie Stegemann)
Laura la Risa y Compañia (Spanien)
Laura war mit ihrer Compañia schon 2018 in Oldenburg dabei; sie und ihre beiden Tänzerinnen Winni-Fee Golda und Paulina Kündgen haben damals schon den Leuten in den ersten Reihen kraftvoll und dynamisch demonstriert, was spanischer Flamenco ist. Mit unglaublicher Wucht sprengten die drei Ladies die Bühne. (Im Ensemble wurden sie schon mach dem Soundcheck die „feurigen Füße“ genannt). Die Lautstärke der Tanzschuhe wurde nachher nur noch vom tosenden Applaus übertroffen. Laura La Risa hat sich mit Leib und Seele dem Tanz und dem Flamenco verschrieben. Die in Berlin lebende Künstlerin verbrachte die Jahre zwischen 1985 und 1991 unter anderem auch in Madrid und lernte Flamenco-Tanz von der Pike auf. Zwischen 1994 und 2017 tanzte sie in diversen Zigeuner-Bands (Zigan Zigan, Bomberos de Montecruz, Caravan, Gipsy Fuego u.a.). Heute ist sie Choreografin und unterrichtet Flamenco-Tanz für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Mit ihren Tanzperformances ist Laura la Risa in der Passionskirche Berlin, der Glocke Bremen, der Laeiszhalle Hamburg und dem Gewandhaus Leipzig zu sehen. Flamenco ist aufgrund seiner Entstehungsgeschichte, die voll von Migration (Menschen, Musikinstrumente, Melodien) ist, dann auch so etwas wie die ideale Musik für ein Zugvogelmusik-Konzert. Der Dunkle Wasserläufer mit seinem schönen schwarzen Gefieder hat den Flamenco auf seinem Zug auch durch Spanische Lüfte kennen gelernt und ist inzwischen mit seinen langen Beinen ein sehr ernst zunehmender Tänzer. Sein Musikwunsch: Laura La Risa. (Fotos: Hobbyfotowiki (wikicommons), Melanie Stegemann)
Njamy Sitson (Kamerun)
Er ist Urgestein des Projekts Heimatlieder aus Deutschland, dem Vorläufer des Zugvogelmusik Bühnenformats. Dieser lebensfrohe Multiinstrumentalist und Stimmkünstler, der solo auftritt, sich aber auch gern mit Musikern aus dem gesamten Ensemble zusammentut und sich in Nullkommanix neue Sachen ausdenkt, kann das Publikum fast schon manipulieren. Er kann es zur Ruhe bringen und genauso kann er es aufmischen. Njamy hat uns schon mit allerlei überrascht, mit einer Volksliedinterpretation zusammen mit seinem damals 8jährigen Sohn Elias, mit einer Interpretation eines Werkes von Johann Sebastian Bach oder mit einem furiosen Beitrag in einer Bearbeitung des „Canto Ostinato“ des holländischen Minimalisten Simeon ten Holt (2017, HAU Hebbel am Ufer, Berlin). Njamy kommt aus Kamerun, einem Land, das wie viele afrikanische Staaten eine sehr bewegte Geschichte hat und eine enorme Anzahl von Sprachen beherbergt, die zum Teil nie verschriftlicht wurden. Bamiléke ist eine dieser vielen Sprachen, und in der singt Njamy Sitson für uns. Der Sanderling, der sich schon 2017 als Fan von Kokoti und Leodelest von der Côte d’Ivoire outete, kommt auch nach Kamerun und hat auch dort die Ohren stets offen. Dieses Jahr ist sein Favorit Njamy Sitson. (Fotos: Melanie Stegemann, Ray Hennessy (wikicommons))
Rapalje (Niederlande)
Vor 2.000 Jahren wurden die Kelten vom europäischen Festland vertrieben. Alle Kelten? Nö! Eine Band hat tapfer und unerschrocken gegen die Einflüsse von moderner Pop- und Rockmusik Widerstand geleistet und fand schließlich ihren Platz in der Welt der modernen Musik. Bewaffnet mit nicht mehr als ihren Instrumenten und ihren Stimmen sowie vier Kilts, zieht die Band Rapalje auf ihrem Streifzug durch Clubs und Säle soweit das Ohr reicht, um ihre riesige Fangemeinde mitzunehmen auf eine musikalische Reise durch schottisches Hochland, irische Ebenen, Tavernen und Herbergen. Mitreißende Jigs und Reels, gefühlvolle Balladen und ein Hauch von Heavy Metal haben auch die Lachmöwen begeistert, die es beim Feiern gern so richtig krachen lassen, mit Pogo und so. (Fotos: promo, Thermos (wikicommons)
António de Brito (Portugal)
Wasserfeste Wimperntusche ist ein echter Tipp, wenn man António zuhört. Er rührt zu Tränen, egal ob er klassischen Fado macht (mit dem Berliner Trio Fado, das eigentlich ein Quartett ist) oder, wie bei der Zugvogelmusik 2019, die Faust zum Kampfe erhebt und Revolutionslieder von José „Zeca“ Afonso spielt, dessen Lieder neben dem Kochen und dem Fado Antónios dritte große Leidenschaft sind.Was António macht, macht er mit Seele. Und das kommt an. Seine Musik lebt, sie leidet, sie kämpft, sie lacht. Zecas Revolutionslied „Granôla, Vila Moreno“, das António im Auftrag der Zwergseeschwalbe singen wird, ist übrigens das Lied, mit dem die friedliche Nelkenrevolution in Portugal begann, 1974. António de Brito war mit dem Trio Fado schon 2017 bei der Zugvogelmusikpremiere dabei, Dieses Mal gibt es den Lissabonner und Berliner, dem die Saudade (deutsch: Sehnsucht) in jeder Pore steckt, ohne Beiwerk. (Fotos: Melanie Stegemann, Agostín Povedano (wikicommons)
Leo Deleste (Côte d’Ivoire)
Ali Kone und seine Brüda: Abdramane, Chaka, Kassim, Joel, Moussa, Fofana (Côte d’Ivoire)
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Die Künstlerinnen und Künstler in der Reihenfolge ihrer Auftritte 2018:
Nana & Grace (Ghana)

Inzwischen sind Nana & Grace schon richtige Nordlichter: 1990 gründete der aus Ghana stammende Nana Acheampong mit seinen „Talking Drums“ die erste afrikanische Band in Norddeutschland, die bald an jeder Milchkanne, aber auch in jeder Disko spielte und afrikanische Musik mit Schmackes unter das Volk brachte. Zwanzig Jahre später löste sich die Band auf, aber zwei blieben übrig: Natürlich Bandleader Nana, und dazu die charismatische Grace Yeboah, die vorher schon bei einigen Auftritten als Sängerin im Einsatz war. Die beiden sind seitdem Freunde und machen hin und wieder zusammen Musik. Für die Zugvogelmusik haben sie gleich drei traditionelle Lieder ausgegraben, bei denen (Zug)Vögel im Mittelpunkt stehen. im ersten Lied geht es um eine Königin, die ihr Volk auffordert, den Zugvögeln etwas zu Fressen zu bringen, das zweite sagt “schießt nicht auf die Zugvögel, wir brauchen sie” und im dritten freuen sich die Frauen, weil mit den Zugvögeln die fruchtbare Zeit kommt. – Grace Yeboah (Gesang), Nana Ernest (Talking Drums, Konga)
Maria Solheim (Norwegen)

Wollte man die Musik von Maria Solheim in eine Schublade stecken, wäre es eine sehr bunte, sehr volle Schublade – von klassischem Pop bis zu schrägem Indie-Sound hat sie eine große Breite an Stilelementen auf Lager. Und wie in einer solchen Schublade finden sich zufällig immer wieder besondere Überraschungen. Auch für die Künstlerin selbst, denn sie verarbeitet in ihrer Musik ganz persönliche Geschichten und Gefühle, und das fördert manchmal unverhofft längst Vergessenes zutage, was ihrer Musik etwas sehr Eindringliches verleiht. Gesungen hat Maria auf Wunsch der Eiderente die Lieder “Ei kvinnehand”, ein Lied über die Frauen, die zu Hause alles regeln und hoffen, dass ihre Männer von der See zurückkommen, “Emeli”– das davon handelt, dass auch in Zeiten großer Misere einfach nur ein Vogel vorbeifliegen muss, um wieder Hoffnung zu haben, und schließlich den Psalm “Jeg er i Herrens hender”, in dem es um die verschiedenen Stadien im Leben geht, wie zum Beispiel morgens um den Sonnenuntergang. – Maria Wildén (Gesang, Gitarre), Audun Haugeplass (Fender Rhodes)
Laura la Risa y Compaña (Spanien)

Laura kommt vom klassischen Ballett (Ausbildung in Berlin und London), aber dann brannte in ihr die Leidenschaft für den Tanz ihres Heimatlandes. Sie studierte Flamenco in Madrid und Berlin, tanzte in vielen Kombos, bringt Kindern und Erwachsenen den Flamenco bei, konzipiert schon seit 1995 eigene Tanztheaterstücke. Der Wiesenpieper hält sich gern in der spanischen Extremadura auf und hat sich deshalb diese Künstlerin und ihre Compaña gewünscht. Die Stücke, die wir in der Kulturetage gesehen haben, heißen “Alegrías”, “Colombianas” und “Solea por Bulerias”. – Juan Cárdenas (Gesang, Perkussion), Carlos Hamann “El Canario” (Gitarre), Laura La Risa, Winniee Fee Golda, Paulina Kündgen (Tanz)
La Caravane du Maghreb (Marokko, Algerien)

Nachdem die Caravane bei der Zugvogelmusik-Premiere im Jahr 2017 gleich mehrere Zugaben spielen musste und das Oldenburger Publikum förmlich von den Sitzen riss, ist sie auch dieses Jahr wieder dabei, denn nicht nur die Heringsmöwe ist großer Fan, sondern wie sich herausstellte auch der Kiebitzregenpfeifer. Ihre Musik ist eine Mischung aus marokkanisch-andalusischer Folklore und traditionellem Gnawa. Die Stücke, die teilweise aus dem 13. Jahrhundert stammen und neu interpretiert und bearbeitet werden, sprühen vor Energie und Rhythmus wie die drei, die die Caravane in Oldenburg gespielt hat: “Azerzour”, “Fatma” und “Allah moulana”. – Youssef Belbachir (Mitte; Gesang, Bendir), David Beck (Gimbhri, Oud), Miloud Messabih (Darabouka, T’Bal), Redha Bendib (rechts im Bild; Darabouka, Bendir), Mokthar Mechai (links; akustische Gitarre, Gesang)
A.M. Gaio & U-Free (Guinea Bissau, Kongo)

Die Pfuhlschnepfe ist musikalisch sehr breit aufgestellt. Letztes Jahr hat sie sich Musik aus Russland und Sibirien gewünscht, dieses Jahr sollte es aus Afrika sein, und nicht irgendjemand, sondern Gaio. Er ist in der afrikanischen Musik ein großer Name. Mit seiner Band U-Free spielt er Reggae, Funk, Afrobeat und traditionelle Musik. Die Stücke, die Frontmann Ansu Mane selbst schreibt, werden überwiegend in seiner Muttersprache, dem guineabissauischen Kreol gesungen, aber auch in Portugiesisch und Englisch. Die bei der Zugvogelmusik 2018 gespielten Stücke heißen: “Gaio cana tá”, “cabu misquinhann-tam” und “allie na bai”. – Ansu Mane (Gitarre, Kora und Gesang), Benjamin Kalaka (Saxofon), Ashete (Gesang, Konga), Constantin (Bassgitarre)
Robert Lee Fardoe (Wales)

Zugvögel und Musiker haben vor allem gemeinsam, dass sie sich an mehreren Orten wohlfühlen. 2006 zog Robert von Hawarden (Wales) nach Berlin – und ist geblieben, zunächst als Straßenmusikant, dann aber auch als Host von Open Stages, auf denen junge Talente auftreten. In der Musikindustrie ist er noch nicht gelandet, weil ihm Freiheit und Unabhängigkeit wichtiger sind als alles andere. Und dabei produziert er einen hitverdächtigen Song nach dem anderen, oft in seiner walisischen Muttersprache, meistens aber auf Englisch. Würde es die portugiesische Sehnsuchtsmusik aus den Spelunken Lissabons, den „Fado“ auf Englisch geben – es wäre seine Musik. Songs: “Stealing Horses”, “Dac’wnghariad” und “Vagabond Song”. – Robert Lee Fardoe (Gesang, Gitarre), David Beck (Banjo), Feelings (Chor)
Feelings (Harpstedt, Niedersachsen)

Auf der Suche nach Künstlern aus der Region Oldenburg sind wir schließlich wieder in Hatten gelandet, im Caruso-Kindergarten “Alte Dorfschule”. Wer 2017 dabei war, erinnert sich an das großartige Lied über die Nonnegans und den noch großartigeren Chor dazu, der schnatternd auf die Bühne flatterte. Alina, eine der Erzieherinnen war sofort Feuer und Flamme und schlug ihren Chor “Feelings” vor, der 2011 gegeündet wurde und der mit eigenen Musical-Interpretationen in der Region auftritt. Das passte! Für das Zugvogelmusik-Konzert leisteten sie Robert Lee Fardoe mit seinem “Vagabond Song” kräftigen Support und legten dann mit “Fresenhof” von Knut Kiesewetter ein wunderschönes Liedchen nach, das das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinriss. – Von links: Luis Villar, Antonia Greenway, Neele Hellbusch, Lara Haake, Frederike Windhusen, Alina Wenke, Alina Kolweyh und Bjarne Kolb (alle Gesang)
Russisches Trio (Russland)

Juri Butt hat in seiner Heimatstadt St. Petersburg Musik studiert und blieb der Hochschule erst einmal treu – als Professor für Akkordeon. 1966 zog er nach Deutschland, und ein Jahr später gründete er das Russische Trio, um Lieder zu spielen, die er noch im Gepäck hatte, und zwar so, wie sie in der Heimat gesungen werden. Damit tritt er in ganz Europa auf. Musiker kamen und gingen, und heute spielt Juri mit seiner Frau Marina und dem Balalaika-Spieler Igor Bujanov. Und alles, was wir über russische Folklore denken, wird wahr, denn hier erleben wir Leidenschaft, Spielfreude und tiefe Melancholie der russischen Seele. Und so waren dann auch ihre Lieder: “Ivanchen” (“Kauf mir Stiefelchen, Kleidchen, Pelzchen, sonst kauft es mir ein anderer!”, “Shojito Svon” (“ich habe mich in einen Schönling verliebt, ich werde für ihn die perfekte Braut, ich werde für ihn kochen wie keine andere”, “Stradanija” (“Mich erfreut der Vogelgesang im Garten und ohne Sascha kann ich nicht leben”) und zum Schluss das Kosakenlied “Dosvidanje”(Ein Fräulein verabschiedet sich, um ein freier Vogel zu sein). – Juri Butt (Gesang, Akkordeon), Marina Butt (Gesang, Klatsche, Löffel, Rassel) und Igor (Balalaika)
Njamy Sitson (Kamerun)

Stimmwunder, Multiinstrumentalist, Märchenerzähler und Tierstimmenimitator. Njamy spielt Bamileke-Musik aus seiner Heimat, dem Grasland Kameruns. Sie wird in Medumba gesungen, einer Sprache, in der Akzente die Tonhöhe für die jeweilige Silbe angeben. Er war bereits bei der Premiere der Zugvogelmusik 2017 dabei und riss das Publikum schon vor der Pause zu Standing Ovations hin. Njamy begleitet sich selbst auf Instrumenten, die wie die Standtrommel mannshoch sein können oder wie die Sanza so groß wie eine kleine Kalebasse. Die Lieder, die ihr bei der Zugvogelmusik 2018 gehört habt, heißen “Touhdeu”, “Monzeu” und “Licht”– Njamy Sitson (Gesang, Conga, Sanza, Ngoni)
Und zum Schluss: Das große Finale

Alle Fotos: Melanie Stegemann für Zugvogelmusik
Die Künstlerinnen und Künstler in der Reihenfolge ihrer Auftritte 2017:
Kokoti (Côte d’Ivoire)

Leo Delest, der charismatische Frontmann dieser Band, ist in der Republik Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste) in der Stadt Lakota geboren, kam 2002 nach Deutschland und dann
über Umwege nach Oldenburg. Die Stadt hat es ihm sofort angetan, und er ist natürlich geblieben. Mit seiner Band Kokoti bringt er seine afrikanische Musik mit der europäischen zusammen. Seine Lieder appellieren irgendwie immer an das Gute in uns, sie beschreiben auch deutlich, was passieren kann, wenn wir abdriften und den „guten“ Weg verlassen. 2015 gewann Leo Delest den Musikpreis Integration der Stadt Oldenburg mit dem Song „Baby Lady“, einer Hymne an seine Wahlheimat, die Stadt Oldenburg. Bei der Zugvogelmusik-Premiere sang er zwei selbstkomponierte Lieder in Dida, der Sprache seiner Heimatstadt, begleitet vom Perkussionisten seiner Band. – Leo Delest (Gesang), Pascal Koulahi (Konga, Gesang)
Ragnheiður Gröndal (Island)

Das Land, in dem es sogar einen Elfenbeauftragten gibt und wo Straßen erst gebaut werden, wenn unter Steinen, hinter Baumstämmen und unter Mooskissen nachgesehen wurde, ob da nicht doch Trolle, Feen oder Elfen wohnen, ist auch Heimat oder Wahlheimat vieler Zugvögel, zum Beispiel der Schneeammer. Und die passt irgendwie so gut zu der isländischen Sängerin Ragnheiður„Ragga“ Gröndal mit ihrem sphärischen Sound, der ins Genre New-Folk gehört, dass die Schneeammer der Patenvogel von Ragga wurde. Die vielseitige Sängerin, die nicht nur Pop, sondern auch Jazz und Indie kann, hat schon viermal den isländischen Music Award gewonnen, sie hat bislang acht Alben veröffentlicht, und im Oktober kommt das neunte heraus. Auch das passt zu den neunten Zugvogeltagen, zu unseren neun Künstlern und zu den neun Zugvögeln des Abends. Die Kritik zu ihrem letzten Album überschlug sich: „Mit der Stimme einer Ragga Gröndal kann man Steine erweichen oder Herzen brechen!“ und „Eine Stimme, die man zumindest einmal in seinem Leben gehört haben muss.“ Das finden übrigens auch alle, die Ragga 2017 auf der Bühne des Oldenburgischen Staatstheaters erlebt haben. – Ragnheiður Gröndal (Gesang), Haukur Gröndal (Klarinette, Saxophon), Gudmundur Pétursson (E-Gitarre), Claudio Spieler (Percussion)
Caruso-Kindergarten „Alte Dorfschule“ (Hatten)

Neben den Zugvögeln waren die Kindergarten-Kinder aus Hatten die Kleinsten auf der Bühne. Dieser Kindergarten ist ein besonders musikalischer; alle singen gern und viel und üben ständig neue Lieder. Wer sich für den frühkindlichen Gesang so stark macht, bekommt vom Deutschen Chorverband eine Auszeichnung und wird – auf Antrag und nach einer Prüfphase – Mitglied von den„Carusos“. Die ausgewählten Kindergärten stehen dabei stellvertretend für die Vielfalt der deutschen Kultur, es handelt sich durchweg um interkulturelle Kindergärten. Und dazu gehört eben seit April 2016 auch die„Alte Dorfschule“. Leiterin Gabi Arians war sofort ganz begeistert von der Idee, mit den Kindern ein eigens für die Nonnengans geschriebenes Liedchen einzustudieren und auf der großen Bühne vorzutragen. – Gabi Arians (Organisation), Bentje, Lea Maria, Benaja, Luis, Emma, Mia, Henk und Enie, Elif, Josephine, Isabell, Iljan, Milan, Johanna,Milan, Anton und Carla, Paul, Kati, Falk, Max, Noah und Fiona (alle Gesang)
Erik Marchand (Frankreich)

Dieser Sänger ist einer der ganz großen Interpreten bretonischer Musik. Auch heute, im 21. Jahrhundert, pflegen in der Bretagne, der größten französischen Halbinsel, Jung und Alt auf Nacht-Festen, den sogenannten Fest-noz, Dorfhochzeiten und anderen fröhlichen Anlässen die traditionelle Musik ihrer Heimat. Die ist mit Dudelsack, Bombarde (einer Art Kegel-Oboe) und Klarinette, aber auch modernen Instrumenten geprägt durch die umliegenden Landstriche, zum Beispiel durch keltische Einflüsse. Die „Bretagne“ hieß früher ja nicht ohne Grund „Kleinbritannien“. Die Gallier nannten die Region „Arvoric“, Land am Meer. Es hat ungefähr so viele Einwohner wie Berlin und ein mildes Klima mit sauberer Luft. Jahr für Jahr kommen hier Zugvögel wie der Alpenstrandläufer vorbei – weshalb er bei der Zugvogelmusik der Patenvogel von Erik Marchand ist. Der Musiker brachte in den 1980er Jahren die irisch-keltische Musik mit der bretonischen Volksmusik zusammen. 2003 gründete er die Kreiz Breizh Académie (Breizh ist das bretonische Wort für Bretagne). Sie hat sich der Erhaltung dieser Musik verschrieben. Der Meister wird heute Abend vom Oud-Spieler Florian Baron begleitet. So entsteht eine Fusion aus keltischen und arabischen Motiven, die wiederum vom Jazz beeinflusst sind. – Erik Marchand (Gesang), Florian Baron (Oud)
Njamy Sitson (Kamerun)

Dieser Musiker stand mit dem Ensemble „Heimatlieder aus Deutschland“ zum ersten Mal in seiner Wahlheimat Augsburg auf der Bühne und ist seitdem regelmäßig dabei. Er bringt das Publikum dazu, mitzusummen, er begeistert mit lauter Standtrommel genauso wie mit der kleinen Sanza, einer Bogenharfe, die aus einer Kalebasse gemacht wird. Der gebürtige Kameruner hat Musik aus seiner Heimat, dem Grasland Kameruns, mitgebracht, die Bamileke-Musik. Er singt sie in Medumba, einer Tonsprache mit ägyptischen Wurzeln, bei der Akzente auf den Buchstaben angeben, in welcher Tonhöhe eine Silbe zu sprechen ist. Njamy tritt meistens allein auf, hat aber als Stimmwunder und Märchenerzähler ein riesiges Repertoire an Tierstimmen, Geräuschen und eine unglaubliche tonliche Bandbreite dabei, die das Publikum immer wieder begeistert. Er war es aber auch, der bei einem Konzert im Kölner Schauspiel eine Fusion mit den marokkanischen und kubanischen Musikern auf die Beine bzw. Bühne stellte und damit selbst die„Heimatlieder“-Macher zu Begeisterungsstürmen hinriss. – Njamy Sitson (Gesang, Kalimba, Trommel)
Polýnushka (Ukraine, Russland)

Wer es ausprobiert, wenn Polýnushka auf der Bühne stehen, die Augen zu schließen und dem Gesang zu lauschen, der landet in einer Zeitmaschine. Vielleicht werden sibirische Dörfer im vorigen Jahrhundert vor dem inneren Auge erscheinen. Die Gesänge erzählen Geschichten mit viel Kraft und Energie. Das Ensemble Polýnushka ist fast schon ein wissenschaftliches. Hier haben sich rund um die Musikethnologin Dr. Deniza Popova engagierte Sängerinnen und Sänger versammelt, die nicht nur die Musik und die Gesangstechniken ihrer Mütter und Väter dokumentieren, sondern sie genauso vortragen wie vor hundert Jahren. Und das oft in liebevoll nachgeschneiderten Trachten aus ihren Heimatregionen. Das A-cappella-Ensemble Polýnushka wurde vor zehn Jahren gleich für seine erste CD mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Für die „Zugvogelmusik“ trugen die Künstler nun drei Lieder bei, die sich um ein kleines Vöglein, um einen Falken und um zwei Tauben drehen. Oder auch ganz was anderes bedeuten. – Ilja Pletner, Andrey Vanichev, Anna Paszkiewicz, Veronika Massold, Tatiana Samokhvalova (alle Gesang)
Wakassa (Kongo)

Bei Wakassa war auf der Bühne besonders viel los, denn es gab eine Performance aus Gesang und Tanz, begleitet von afrikanischen Musikinstrumenten. Das Projekt wurde 2015 von Pierrick Nzoungani und seinen Freunden ins Leben gerufen und hatte sofort einen Riesenerfolg. Pierrick, der in der Nähe von Ravensburg lebt, entwickelte mit Wakassa eine Version von traditioneller und moderner Musik aus seiner kongolesischen Heimat. Es ist Tanzchoreografie, improvisierte Bewegung, Perkussion und Gesang und ruft bei den sieben Künstlern die Welt auf, in der sie groß geworden sind. Zentrales Musikinstrument ist dabei die N’goma, eine kraftvolle und tieftönende Trommel, die vor allem in Zentral-, Ost- und Südafrika gespielt wird. Bei Wakassa gibt es praktisch alle Künstler doppelt oder sogar dreifach, denn sie tanzen, trommeln oder singen, und manchmal machen sie eben alles zusammen. Das ist eine Mischung, die in die Beine geht und auch im Stehen gut zu genießen ist. Sitzen geht aber auch! – Pierrick Nzoungani (Perkussion, Tanz), Aimé Kifoula (Tanz, Gesang), Soliac Matsimba (Gesang, Perkussion), Oua-Anou Diarra (Tama, Flöte), Gervais Tomadiatunga (Tanz, Perkussion), Gabriel Banoma Koda (Tanz, Perkussion), Patrick Pinda (Gitarre, Gesang)
Trio Fado (Portugal)

Maria Carvalho ist eine ganz große Stimme des Fado. Die Sängerin ist mit ihrem Trio, das eigentlich ein Quartett ist, auch international bekannt – durch ein Stück auf dem Soundtrack von „Nachtzug nach Lissabon“. Fado kommt von Fatum (Schicksal, göttlicher Wille), wurde in seinen Anfängen hauptsächlich in den verruchten Spelunken Lissabons gespielt und hat immer etwas Tragisches. Meistens geht es um unglückliche Liebe, soziale Missstände und um die Sehnsucht: nach besseren Zeiten, nach Amor, nach dem Meer. Der berühmte Fado- Sänger Frederico de Brito beschrieb den Fado in einem Gedicht wie einen jungen Mann: „Ich wusste, er war einer von diesen, der niemals seine Eltern kennen lernte und der auch keine Geburtsurkunde hatte.” Das Besondere am Trio Fado ist neben dem Einsatz des Cellos, und gelegentlich auch Obertongesängen, dass die Musiker dem Fado das Tragische nehmen. Fado bedeutet zwar Schicksal, aber das Schicksal ist eben nicht immer trist. – Mario Carvalho (Gesang), António de Brito (Gesang, Gitarre), Daniel Pircher (portugiesische Gitarre), Benjamin Walbrodt (Cello)
La Caravane du Maghreb (Marokko, Algerien, Deutschland)

Diese Band setzt sich zusammen aus algerischen und marokkanischen Musikern. Sie spielen andalusisch-afrikanische Musik und Gnawa, eine Musikform, die in Marokko in sogenannten „Lilas“ eingesetzt wird, nächtelangen Gnawa-Sessions, bei denen sich die Menschen in Trance tanzen und dadurch von allem Möglichen geheilt werden. Das alles nach strengen Ritual- Regeln, mit Tieropfern, Wahrsagern und natürlich mit besonderen Instrumenten, die zum Teil heilig sind. Der Ghimbri, einer Kastenhalslaute, ist in ihrer Heimat sogar ein eigener Feiertag gewidmet. Heute Abend können Sie dieses komplett aus Naturmaterialien hergestellte Instrument erleben – gespielt von David Beck. Große Gnawa-Fans waren übrigens Jimi Hendrix, Carlos Santana und Musiker von Led Zeppelin. La Caravane du Maghreb ist von Anfang an im Projekt „Heimatlieder aus Deutschland“ dabei und, wie es sich für eine Caravane gehört, zu allen Konzerten mitgezogen. Die Musik entwickelt schnell einen ganz eigenen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann. – Youssef Belbachir (Gesang), David Beck (Gimbhri, Oud), Milhoud Messabih (Darbuka, T’bal, Akkordeon), Mokhtar Mechai (Gitarre, Gesang), Redha Bendib (Darbuka, Perkussion)
Und zum Schluss: Standing Ovations
