Künstler*innen 2019

Leana & Hartwin (Estland)

Die beiden Esten sind auch für uns eine Überraschung, denn sie sind zum ersten Mal mit dabei. Das gesamte Ensemble probt ja nicht als solches, sondern jede Band, jeder Künstler für sich, in seinem Land, in seiner Stadt, und erst beim Soundcheck sehen alle Musiker und Musikerinnen, was da nachher auf der Bühne passieren wird, getreu unserem Motto: Kein Konzert ist wie das andere. Leana & Hartwin  passen musikalisch hervorragend ins Line up, weil sie zwischen den besonders lebhaften Auftritten einen ruhigen und romantischen Kontrapunkt setzen, zum Luft holen, Träumen, Schwingen. Ihre Musik ist von estnischer Natur geprägter Folk, ihre Texte beschäftigen sich mit dem Kommen und Gehen und immer wieder mit der Schönheit der Natur auf der Insel Saare in der Ostsee. Und genau da kennt sich die Trauerente auch ganz gut aus. Vielleicht weil ihr die Stimmung des estnischen Folks so sehr entgegen kommt.

Wakassa (Kongo)

Bei der gefeierten Zugvogelmusik-Premiere 2017 waren die 7 Musiker aus dem Kongo schon einmal dabei und rissen das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin. So wie die afrikanischen Standtrommeln von Wakassa erst noch hinter der Bühne mit dem Heizlüfter auf Temperatur und damit auf die richtige Tonhöhe gebracht wurden, musste auch das Publikum erst einmal ein bisschen warm werden mit der adhoc-Dynamik auf der Bühne. Doch dann gab es kein Halten mehr, und die angeblich so stocksteifen Norddeutschen drehten begeistert durch angesichts der polyrhythmischen Performance. Mit 5 Musikern und 2 Tänzern gehört die Kombo zu den großen unseres diesjährigen Ensembles, die vor allem über den Tanz in den Bann zieht. Alleine Gervais Tomadiatunga sorgt mit seiner Vogeldarstellung nachweislich für paralysierte Atemlosigkeit. Bei Wakassa ist also richtig was los, weshalb sich die Küstenseeschwalbe, die selbst ja sehr lebhaft ist, vielleicht so sehr für diese Musik begeistert. Zugvögel sind die Wakassa-Jungs allemal. Sie leben in der Nähe von Ravensburg, Caen, Clermont-Ferrand, Nantes und Montpellier.

Robert Lee Fardoe (Wales)

Wales hat etwas Romantisch-Verwegenes. Ritter, wilde Küsten, Burgen, Feuer spuckende Drachen. Aus dieser manchmal zuweilen unwirklich schönen Gegend kommt Robert Lee Fardoe, den ihr schon bei der Zugvogelmusik 2018 erleben konntet. Der Sohn einer englischen Mutter und eines walisischen Vaters (hello, Jenny and Enyr!) ist in einem kleinen Dorf in Wales aufgewachsen, abends ging es von dort mit dem Bus oder mit Freunden aber immer mit der Gitarre nach Chester in England. In die Pubs und auf die Straße. Es folgte ein amtliches Musikstudium an der Roehampton University London. Dann ging es schnurstracks weiter nach Berlin. Hier lebt er seit 2006 als überzeugter Open Mic Host und als Straßenmusiker, mittendrin, immer wieder, zu jeder Zeit. Robert inhaliert das Publikum, die Bühne, die Energie, und dann werdet ihr, werden wir alle was erleben. Freut euch auf energiegeladene englische und walisische Lieder: traditionelle Folklore plus Eigenkompositionen aus einem riesigen, beeindruckenden Oeuvre. Was exactly wir diesmal hören, ist bis jetzt top secret, aber one thing is for sure: es kann alles sein – ruhig-romantisch, wild-schmissig, und in jedem Fall verwegen. Der Große Brachvogel hat ihn sich ausgesucht, weil Wales und der Süden Englands auf seiner Flugroute von Nordeuropa bis an die Westküste Afrikas fast mittig liegen, und die Musik von dort ist voll seins. (Fotos: Ken Billington (wikicommons), Melanie Stegemann)

Laura la Risa y Compañia (Spanien)

Laura war mit ihrer Compañia schon 2018 in Oldenburg dabei; sie und ihre beiden Tänzerinnen Winni-Fee Golda und Paulina Kündgen haben damals schon den Leuten in den ersten Reihen kraftvoll und dynamisch demonstriert, was spanischer Flamenco ist. Mit unglaublicher Wucht sprengten die drei Ladies die Bühne. (Im Ensemble wurden sie schon mach dem Soundcheck die „feurigen Füße“ genannt). Die Lautstärke der Tanzschuhe wurde nachher nur noch vom tosenden Applaus übertroffen. Laura La Risa hat sich mit Leib und Seele dem Tanz und dem Flamenco verschrieben. Die in Berlin lebende Künstlerin verbrachte die Jahre zwischen 1985 und 1991 unter anderem auch in Madrid und lernte Flamenco-Tanz von der Pike auf. Zwischen 1994 und 2017 tanzte sie in diversen Zigeuner-Bands (Zigan Zigan, Bomberos de Montecruz, Caravan, Gipsy Fuego u.a.). Heute ist sie Choreografin und unterrichtet Flamenco-Tanz für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Mit ihren Tanzperformances ist Laura la Risa in der Passionskirche Berlin, der Glocke Bremen, der Laeiszhalle Hamburg und dem Gewandhaus Leipzig zu sehen. Flamenco ist aufgrund seiner Entstehungsgeschichte, die voll von Migration (Menschen, Musikinstrumente, Melodien) ist, dann auch so etwas wie die ideale Musik für ein Zugvogelmusik-Konzert. Der Dunkle Wasserläufer mit seinem schönen schwarzen Gefieder hat den Flamenco auf seinem Zug auch durch Spanische Lüfte kennen gelernt und ist inzwischen mit seinen langen Beinen ein sehr ernst zunehmender Tänzer. Sein Musikwunsch: Laura La Risa. (Fotos: Hobbyfotowiki (wikicommons), Melanie Stegemann)

Njamy Sitson (Kamerun)

Er ist Urgestein des Projekts Heimatlieder aus Deutschland, dem Vorläufer des Zugvogelmusik Bühnenformats. Dieser lebensfrohe Multiinstrumentalist und Stimmkünstler, der solo auftritt, sich aber auch gern mit Musikern aus dem gesamten Ensemble zusammentut und sich in Nullkommanix neue Sachen ausdenkt, kann das Publikum fast schon manipulieren. Er kann es zur Ruhe bringen und genauso kann er es aufmischen. Njamy hat uns schon mit allerlei überrascht, mit einer Volksliedinterpretation zusammen  mit seinem damals 8jährigen Sohn Elias, mit einer Interpretation eines Werkes von Johann Sebastian Bach oder mit einem furiosen Beitrag in einer Bearbeitung des „Canto Ostinato“ des holländischen Minimalisten Simeon ten Holt (2017, HAU Hebbel am Ufer, Berlin). Njamy kommt aus Kamerun, einem Land, das wie viele afrikanische Staaten eine sehr bewegte Geschichte hat und eine enorme Anzahl von Sprachen beherbergt, die zum Teil nie verschriftlicht wurden. Bamiléke ist eine dieser vielen Sprachen, und in der singt Njamy Sitson für uns. Der Sanderling, der sich schon 2017 als Fan von Kokoti und Leodelest von der Côte d’Ivoire outete, kommt auch nach Kamerun und hat auch dort die Ohren stets offen. Dieses Jahr ist sein Favorit Njamy Sitson. (Fotos: Melanie Stegemann, Ray Hennessy (wikicommons))

Rapalje (Niederlande)

Vor 2.000 Jahren wurden die Kelten vom europäischen Festland vertrieben. Alle Kelten? Nö! Eine Band hat tapfer und unerschrocken gegen die Einflüsse von moderner Pop- und Rockmusik Widerstand geleistet und fand schließlich ihren Platz in der Welt der modernen Musik. Bewaffnet mit nicht mehr als ihren Instrumenten und ihren Stimmen sowie vier Kilts, zieht die Band Rapalje auf ihrem Streifzug durch Clubs und Säle soweit das Ohr reicht, um ihre riesige Fangemeinde mitzunehmen auf eine musikalische Reise durch schottisches Hochland, irische Ebenen, Tavernen und Herbergen. Mitreißende Jigs und Reels, gefühlvolle Balladen und ein Hauch von Heavy Metal haben auch die Lachmöwen begeistert, die es beim Feiern gern so richtig krachen lassen, mit Pogo und so. (Fotos: promo, Thermos (wikicommons)

António de Brito (Portugal)

Wasserfeste Wimperntusche ist ein echter Tipp, wenn man António zuhört. Er rührt zu Tränen, egal ob er klassischen Fado macht (mit dem Berliner Trio Fado, das eigentlich ein Quartett ist) oder, wie bei der Zugvogelmusik 2019, die Faust zum Kampfe erhebt und Revolutionslieder von José „Zeca“ Afonso spielt, dessen Lieder neben dem Kochen und dem Fado Antónios dritte große Leidenschaft sind.Was António macht, macht er mit Seele. Und das kommt an. Seine Musik lebt, sie leidet, sie kämpft, sie lacht. Zecas Revolutionslied „Granôla, Vila Moreno“, das António im Auftrag der Zwergseeschwalbe singen wird, ist übrigens das Lied, mit dem die friedliche Nelkenrevolution in Portugal begann, 1974. António de Brito war mit dem Trio Fado schon 2017 bei der Zugvogelmusikpremiere dabei, Dieses Mal gibt es den Lissabonner und Berliner, dem die Saudade (deutsch: Sehnsucht) in jeder Pore steckt, ohne Beiwerk. (Fotos: Melanie Stegemann, Agostín Povedano (wikicommons)

Leo Deleste (Côte d’Ivoire)

Ali Kone und seine Brüda: Abdramane, Chaka, Kassim, Joel, Moussa, Fofana (Côte d’Ivoire)

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